Fast Fashion
© Taslima Akhter [1]

Mode macht Wirtschaft

Vor gerade mal zwei Jahren stürzt in Bangladesch eine Textilfabrik ein und begräbt viele Hundert Menschen unter Trümmern. 1127 sterben, 2438 werden zum Teil schwer verletzt. Erst Katastrophen wie diese richten den Blick auf menschenunwürdige Arbeitsbedingungen, unter denen ein großer Teil unserer Mode entsteht. Denn: Neun von zehn Kleidungsstücken in Deutschland kommen aus Ländern mit niedrigen Lohn- und Produktionskosten. Laut Statistischem Bundesamt führt China die Rangliste an: Bekleidung im Wert von 7,87 Milliarden Euro wurde 2013 nach Deutschland verschifft. Es folgten Bangladesch mit 3,24 Milliarden Euro und die Türkei mit 3,1 Milliarden.

Fast Fashion
© Taslima Akhter [2]

Am Beispiel einer Jeans lässt sich verdeutlichen, warum die Produktion in Schwellenländern für westliche Unternehmen so attraktiv ist: Hergestellt wird die Jeans in Bangladesch für weniger als einen Euro. 80 Cent davon decken die Fabrikkosten (Löhne und Sicherheitsmaßnahmen), 23 Cent machen den Gewinn aus. Bis die Jeans im Laden hängt, kommen noch Kosten für Material (ca. 18 %), Transport (20%), Vertrieb und Ladenmiete (47%) hinzu. Die Gewinnmargen für die Labels sind enorm, der Lohn für die meist jungen Arbeiterinnen gering. Frauen zwischen 18 und 25 Jahren arbeiten täglich bis zu 16 Stunden, teilweise auch mehr. Sie erhalten, wie die Clean Cloth Campaign berichtet, um die 35 Euro pro Monat. Überstunden werden nicht bezahlt, wie Recherchen des Journalisten Julian Rohrer und des WDR ergaben.

Fast Fashion
© Susanne A. Friedel [3]

Das Dilemma der Textilindustrie

Auch wenn mittlerweile größere Modeunternehmen Verhaltenscodizes für ihre Zulieferer erstellt haben, gelten diese nicht für deren Subunternehmer. Kontrollieren lassen sich die Maßnahmen nur sehr schwer oder gar nicht, weil bei offiziellen Kontrollen die Arbeiterinnen die Missstände aus Angst vor Repressalien und Furcht, ihre Arbeit zu verlieren, nicht benennen, wie jüngst eine WDR-Reportage zeigte.
Dabei befindet sich die Branche in einem klassischen Dilemma: Setzen Textilfabriken die geforderten Standards durch, erhöht sich der Preis der Produktion empfindlich - mit der Folge, dass die Unternehmen nach neuen Produzenten suchen, die preiswerter produzieren. Schon jetzt befürchten Beobachter laut einem Bericht in der Wochenzeitung DIE ZEIT, dass Myanmar das neue Bangladesch werden könnte. Gewerkschafter und NGOs vor Ort berichten laut ZEIT jetzt schon von Arbeitern, die entlassen wurden, weil sie einen Tag krank waren, von zu wenigen sanitären Anlagen, von unzugänglichen Notausgängen und Zwangsarbeit. Die Auswirkungen solcher Umstände kennen wir aus Bangladesch: Hunderte Todesopfer.

Die Preiszusammensetzung eines T-Shirts

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© Nils Reinke-Dieker, Larissa Starke, Friederike Wolf [4]
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Protest gegen den Einsturz des Rana Plaza-Gebäudes. Angehörige von Opfern fordern Gerechtigkeit. Savar, Dhaka, Bangladesh. 24. Oktober 2013, © Taslima Akhter
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Rana Plaza, neunstöckiges Geschäftsgebäude in Sava, Dhaka, stürzt am 24. April 2013 ein. Mehr als 1134 Textilarbeiter sterben, mehrere Hunderte werden in den Trümmern vermisst. Savar, Dhaka, Bangladesh, 25. April 2013, © Taslima Akhter
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Jenseits von Mode I. 2012, Susanne Friedel, Piezo-Pigment-Print auf Alu-Dibond, © Susanne A. Friedel
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Die Preiszusammensetzung eines T-Shirts. Infografik aus der Ausstellung, © Nils Reinke-Dieker, Larissa Starke, Friederike Wolf, 2015